Letzte Spieltage mit dem FCN bieten oftmals Drama, Feuer und Tragödie. Auch in diesem Jahr war alles dafür angerichtet, zum elften Mal in 28 Jahren Bundesliga stand am letzten Spieltag noch nicht fest, in welcher Spielklasse der Glubb in der nächsten Saison antritt. Zum ersten Mal steht es auch nach dem letzten Spieltag nicht fest. Denn anstelle von Drama, Feuer und Tragödie zu bieten, war das Spiel gegen den 1. FC Köln eine Ausgeburt der Langeweile. Erst vor Angst gelähmt, dann vom Ergebnis in Bochum ernüchtert, so schienen die Spieler des FCN aufzutreten. Am Ende stand zwar der 300. Sieg als Bundesligist, doch der Auftritt legt dennoch nahe, dass es längere Zeit dauern dürfte bis der 301. hinzukommt.

 

 


Natürlich war nicht zu erwarten, dass alle Probleme, die das erschreckende 0:4 in Hamburg eine Woche zuvor deutlich gemacht hatte, binnen einer Woche gelöst werden. Es war auch gut zu sehen, dass in der Innenverteidigung wieder Dominic Maroh spielte und grätschte. Dennoch blieben über weite Strecken des Spiels eben doch mehr Fragen offen. Fragen wie: Ist das wirklich 100% Einsatz? Gibt es überhaupt jemanden, der einen sinnvollen Pass nach vorne spielen kann? Hatten wir wirklich aus dem Spiel heraus keine echte Torchance? Wie sähe das aus, wenn der 1. FC Köln sich bemühen würde? Kann Eric-Maxim Chuopo-Moting den Ball annehmen ohne umzufallen?

Diese Fragen klingen nicht ohne Grund etwas bitter und gar nicht passend zu einem Sieg, doch sie führen alle zur existenziellen Frage der kommenden Woche: Kann der Glubb so gegen Augsburg bestehen? Letzten Aufschluss darüber kann das 948. Bundesligaspiel des Glubb natürlich nicht geben, Zweifel hinsichtlich der Bundesligatauglichkeit taten sich aber nicht zum ersten Mal auf. Es ist müßig immer wieder darauf hinzuweisen, dass das Spiel nach vorne über weite Strecken kaum existent ist, die einzig mögliche Passrichtung nahezu immer quer oder zurück ist. Es fehlt die Bewegung, der plötzliche Richtungswechsel, das Überraschende. Denn wenn dann einmal ein Pass doch vorwärts gespielt wird, dann landet der oft beim Gegner oder bleibt anderweitig hängen. Zu durchsichtig ist das Passspiel des FCN meist, dies dürfte auch ein Zweitligist auszunutzen wissen.

Was der Zweitligist in der Defensive ausnutzen kann, wäre auf Grund des Spiels gegen 1. FC Köln kaum festzustellen, da die Glubb-Defensive über 90 Minuten kaum gefordert war. Die einzige Ausnahme war ein Freistoß von Tosic, den Raphael Schäfer elegant aus dem Winkel fischte. Doch Kleinigkeiten waren dennoch auffällig: Andy Wolfs übliche Fehler im Abspiel und im Spielaufbau, Juri Judts solide Defensivleistung und Javier Pinolas Einsatzwille. Der Argentinier vermittelte als einer der wenigen den Eindruck, dass er darum kämpft erstklassig bleiben zu können. Fast schien es so als wolle er mit seinen Vorwärtsläufen signalisieren: Ich will nicht weg, bleibt drin, dann bleib ich. Es war daher die schönste Tatsache des Nachmittags, dass einer jener Vorstöße von Pinola zum entscheidenden Freistoß führte.

Verwandelt wurde der Freistoß von Andreas Ottl. Der 25-jährige erzielte das erste direkte Freistoßtor des FCN in der Bundesliga seit Ivica Banovic vor fünf Jahren in Kaiserslautern Hans Meyers Einstand aus 35 Metern fulminant eröffnete. Er war auch zu Beginn des Spiels der einzige Leihspieler in Reihen des FCN. Es wirkte wie ein leises Eingeständnis, dass die Strategie „Wir leihen von den Großen“ als gescheitert angesehen werden muss. Allerdings vermittelten auch die nur beim FCN unter Vertrag stehenden Akteure nicht den Eindruck des unbedingten Siegeswillens. Nun haben alle, Leihspieler oder nicht, noch zwei Möglichkeiten den Eindruck zu verbessern. Eine Chance, die Saison wenn nicht versöhnlich, dann doch zumindest mit einem Erfolg zu beenden. Verändern wird sich in der kommenden Saison so oder so vieles. Vielleicht dann auch wieder mit Drama, Feuer und Tragödie am letzten Spieltag.

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