Gertjan Verbeek hatte gewarnt. Die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen hatte ihn trotz vier Siegen aus fünf Spielen nicht überzeugt. Gegen Braunschweig waren es letztlich zwei gute Minuten gewesen, die für drei Punkte genügten. Zu Recht bemängelte der Niederländer, dass dies zu wenig gewesen sei. Wie um ihm recht zu geben, spielte die Mannschaft in Dortmund gegen biedere Vizemeister noch ein Tick schwächer als gegen Braunschweig und verlor – auch in der Höhe – verdient mit 0:3.

Es ist keine Neuigkeit, dass ein Fußballspiel  oft von Nuancen entschieden wird. In Augsburg war die Nuance das Timing einer Flanke, die Kurve eines Kopfballs, die Absprunggeschwindigkeit eines Torwarts. Die Augsburger schlugen ihre Flanken zu weit, brachten ihre Kopfbälle nicht aufs Tor und scheiterten an Raphael Schäfer. Adam Hlousek dagegen schlug seine Flanke genau richtig, Josip Drmic sprang rechtzeitig ab und Alexander Manninger war geschlagen. Es war am Ende tatsächlich nur diese eine Szene die den Ausschlag gab dafür, dass die drei Punkte nach Nürnberg gingen. Ansonsten nämlich neutralisierten die beiden Teams sich weitgehend auf durchaus hohem Niveau.

Pyrrhus von Epiros war ein König im antiken Griechenland. Er legte sich mit den Römern an und war in einer Schlacht gegen diese siegreich. Allerdings waren die  Verluste innerhalb seiner Armee so hoch, dass er nach der Schlacht zu dem Schluss kam, dass ein weiterer solcher Sieg sein Untergang wäre. Dem FCN war am Samstag gegen das Römische Reich der Bundesliga, den FC Bayern, nicht einmal ein solcher Pyrrhussieg vergönnt. Es war trotz beherzter Leistung und hohem Engagement eine Art Pyrrhus-Niederlage: Neben des Spiels verlor der FCN mit Daniel Ginczek und Timothy Chandler nämlich noch zwei Stammkräfte – beide wohl für den Rest der Saison.

Wenn es vor drei Monaten nach dem Spiel in Gladbach auf Grund des Spielverlaufs an dieser Stelle noch hieß „so spielt ein Absteiger“, so muss nach dem 3:1-Erfolg in Berlin eindeutig das gegenteilige Urteil getroffen werden: Wer solche Spiele gewinnt, der bleibt drin. Kurioser, verrückter, glücklicher kann man ein Spiel eigentlich kaum gewinnen und doch, der erste Auswärtssieg der Saison des FCN ist geschafft. Gleichzeitig bedeutet der Erfolg auch das erste Verlassen der Abstiegsränge jedweder Sorte seit Ende September. Er bedeutet aber auch noch etwas anderes: Die Mannschaft ist effektiver, kaltschnäuziger, abgezockter denn je.

Was war es in der sieglosen Hinrunde beschworen worden: Das fehlende Glück. 15 Lattentreffer, eklatante Fehlentscheidungen, alles wurde nicht zuletzt mit fehlendem Glück begründet. Als Timothy Chandler nach 23 Minuten Rückrunde aufs Tor schoss, war klar, dass es in dieser Halbserie erstmal nicht so weiter gehen würde. Anders als mit Glück lässt sich das 1:0 des US-Nationalspielers nämlich kaum erklären. Ein harmloser Flachschuss, der nur durch die Berührung von Hoffenheims Vestergaard den Weg ins eigene Netz fand. Es war die Initialzündung zu einem gelungenen Nachmittag, zu einem gelungenen Start, zu einem gelungenen Auftakt.

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