Insgesamt zehn Spieler des FCN waren in den letzten Tagen mit ihren Nationalauswahlen unterwegs. An exotischen Orten wie Carson, Tel Aviv , Glasgow oder Paderborn sammelten die Kicker wertvoller Erfahrungen, die sie nun im Verein gewinnbringend anwenden sollen. Der belgische Nationalspieler Timmy Simons machte am Sonntagnachmittag in Köln exemplarisch vor, wie so etwas funktionieren kann. Der 34-Jährige war vor Wochenfrist in Baku gewesen und hatte dort einen Elfmeter verwandelt. In Köln wandte die dort erworbene Kenntnis über diesen Vorgang gleich zweimal gewinnbringend an. Dass diese beiden Tore die einzigen blieben, war am Ende nicht das einzige, ja sogar das geringste Ärgernis. Im Vordergrund kann dennoch die Freude über den dritten Saisonsieg stehen.

 

Für Fußballspiele gibt es unzählige Labels: Topspiel, Schlagerspiel, Sechs-Punkte-Spiel, Kampfspiel, … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Für die Partie am Samstagnachmittag gegen den FC Augsburg muss ein weiteres Etikett herausgeholt werden. Es trafen zwei defensive Mannschaften aufeinander, die Partie war völlig zerfahren, Spielfluss war kaum zu erkennen, gelungene Offensivaktionen auch nicht, über weite Strecken blieb der Fußball unansehnlich. Es war, man muss es so deutlich sagen, ein richtiges Drecksspiel. Doch es spricht sehr für die Mannschaft, dass sie das tat, was man in Drecksspielen tun muss: Gewinnen.

Im Vorlauf der Partie im Dortmunder Westfalenstadion bestimmte auf beiden Seiten nicht das Sportliche die Debatte. Wer unter der Woche die Gazetten durchblätterte, der hatte den Eindruck gewinnen können, in ein Fremdwörterlexikon gefallen zu sein. Hochfrequenzintereferenz, Tinnitus und interosseale Sehne waren die Begriffe, die das Geschehen bestimmten. Fast hätte man vergessen können, dass da am Wochenende ein Duell anstand und es kein Boxkampf zwischen Dietmar Hopp und Raphael Schäfer sein würde. So gesehen war es kein Wunder, dass das Spiel insgesamt unspektakulär und wie erwartet verlief: Der FCN hielt mit, konnte aber den BVB nicht bezwingen. Er verlor mit 0:2, verlässt das Ruhrgebiet aber mit der Erkenntnis, dass die zuvor geführte Torwartdebatte unnötig ist.

 

Vor Wochenfrist wurden der Mannschaft des 1. FC Nürnberg mehrere Komplimente zuteil. Taktisch diszipliniert, aggressiv, stets präsent, eiskalt die Torchancen nutzend, hieß es, sei das Team gewesen. Nach dem ersten Heimspiel der Saison kann man diese Attribute erneut auspacken; allerdings für den Gegner. Hannover 96 war in den neunzig Minuten nicht wirklich besser, aber deutlich effektiver. Effektiver darin, die individuellen und kollektiven Fehler des FCN auszunutzen und effektiver darin die eigenen Chancen zu verwerten.

Geduld ist keine Tugend, die man mit dem Fußball in Verbindung bringt. Die öffentliche Debatte geht meist darum, dass das Spiel schnell gemacht werden muss, dem Gegner mit einem frühen Gegentor der Zahn gezogen werden soll. So gesehen war die Herangehensweise des FCN am Samstagnachmittag in Berlin fast etwas untypisch. Ruhig war sie und überlegt, nie in Hektik verfallend, dennoch das Spiel kontrollierend. Es zeigte sich, dass auch ohne Offensivfeuerwerk, ohne ungeduldiges Anrennen, am Ende des Spiels drei Punkte auf dem Konto landen können. Grund dafür war zum einen das aggressive Pressing des Glubb, das die Berliner immer wieder dazu zwang ungeduldig lange Bälle nach vorne zu schlagen. Zum anderen lag es am unbedingten Einsatzwillen von Jens Hegeler, der – im Gegensatz zu den Berliner Verteidigern – seinen ersten Ballbesitz eben nicht aufgab, sondern erlief und nach innen schlug. Tomas Pekhart und der mitgereiste Anhang dankten ihm.

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