Es ist durchaus ein Zeichen mentaler Stärke, wenn eine Woche, die in der Wahrnehmung aller auf die Innenverteidigung fokussiert war, mit einem Zu-Null-Spiel endet. Nimmt man dazu die Tatsache, dass beide beachteten Akteure – Dominic Maroh und Philipp Wollscheid – sich über 90 Minuten keinerlei Unkonzentriertheit leisteten, kann man den Samstag gegen Kaiserslautern defensiv als Erfolg verbuchen. Da einer der Defensiven, namentlich Timothy Chandler, auch offensiv einmal Durchschlagskraft zeigte, fiel dann sogar der gesamte Samstagnachmittag unter die Kategorie Erfolg.

An einem Wochenende, an dem in der ganzen Liga vieles ungewöhnlich und manches einzigartig war, lieferte der FCN einmal mehr ein Muster an Beständigkeit. Wieder einmal führten eine Reihe von individuellen Fehler und fehlende defensive Organisation zu einer Niederlage, wieder einmal holte der FCN keine Punkte, wieder einmal wurde der FCN von einem Team von den vorderen Plätzen zerlegt. Besserung ist nach dem defensiven Offenbarungseid auf Schalke nicht zu erwarten, es bleibt das Prinzip Hoffnung, dass die Parallelen zur Saison 2007/08 nicht dort hinführen, wo sie damals endeten: In der Zweiten Liga.

Beim Schlusspfiff waren die zwei Hauptschuldigen schnell gefunden. Der eine brach weinend zusammen, der andere flüchtete unter Regenschirmen aus dem Innenraum. So unterschiedlich die Abgänge, so gleich doch das Gefühl, das sich unter den Club-Fans einschlich: Die Niederlage haben wir den beiden zu verdanken. Timm Klose, dessen fatales Rückspiel den Elfmeter zum 1:2 einleitete und Christian Dingert, der dem FCN ein Tor aberkannt hatte. Die Reaktion ist kurzfristig verständlich, langfristig darf sie nicht der Einsicht im Weg stehen, dass der FCN mit dieser Niederlage mitten im Abstiegskampf steckt. Vor allem aber auch der Einsicht, dass der FCN mit einer Leistung wie am Samstagnachmittag diesen Kampf verlieren kann.

Das Diskussionsmuster nach hohen Niederlagen in München ist inzwischen altbekannt. Für die einen ist die Niederlage eine Riesen-Blamage und die Mannschaft zeigte keinerlei Engagement und Willen. Für die anderen ist der Kantersieg des Rekordmeisters nichts weiter als der Ausdruck der wesentlich höheren individuellen Klasse, die den Club einmal mehr hat schlecht aussehen lassen. Welcher Auslegung man sich als Fan anschließt, hat meist mehr mit dem persönlichen Abneigungslevel gegen den Gegner als mit der Interpretation des Spielverlaufs zu tun. Unvereinbar sind die beiden Positionen nach dieser Partie nämlich nicht: Die Gastgeber zeigten, wie gut sie Fußball spielen können, der FCN machte es ihnen über weite Strecken des Spiels aber auch nicht schwer.

Ein Vorwurf der letzten Wochen war nach dem Abpfiff in Aue nicht mehr haltbar: Mangelnde Chancenauswertung. Recht viel mehr Torchancen als diejenigen, die zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung führten hatte der FCN in den 90 Minuten der zweiten DFB-Pokal-Runde nicht. Dass das Team trotzdem im Achtelfinale steht, macht also Hoffnung. Manches andere in der Partie jedoch nicht. Es war nämlich über weite Strecken des Spiel kaum ein Unterschied zwischen Erst- und Zweitligist festzustellen, der Sieg des FCN war am Ende mindestens glücklich, wenn nicht sogar unverdient.

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