Vor einigen Wochen nach dem Freiburg-Spiel wurde Andreas Wolf an dieser Stelle zum „Matchloser“ ausgerufen. Hätte der Schiedsrichter am Samstagnachmittag gegen Schalke 04 sein Handspiel im Strafraum geahndet, Wolf hätte sich womöglich erneut für den Titel beworben. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für den FCN-Kapitän. Sechs Minuten vor Schluss köpfte er den Ball über die Linie des Schalker Tors und sorgte so für den ersten Glubb-Sieg gegen Schalke in diesem Jahrtausend. So wurde er an diesem Tag zu dem, was Fußballer am liebsten sind: Zum Matchwinner.

 

 


Diesen Titel erarbeitete sich der 28-Jährige nicht nur durch sein Tor nach Mehmet Ekicis Ecke, sondern auch durch seine ausgezeichnete Defensivarbeit. Zusammen mit Per Nilsson hielt Wolf über weite Strecken des Spiels jede Gefahr vom eigenen Tor weg. Dass Schalke in den ersten 45 Minuten keine einzige gefährliche Aktion hatte, lag auch am konsequenten Abwehrverhalten der beiden Innenverteidiger. Darüber hinaus ist für das Defensivverhalten aber die gesamte Mannschaft zu loben. Konsequent trieb das Team den Gegner durch eine Massierung der Mitte auf die Flügel und machte damit den direkten Weg zum Tor dicht.

Die Räume auf den Flügeln nutzten die Schalker nicht, da ihnen die Spieler mit der Fähigkeit zu gefährlichen Flanken zu fehlen schienen. Ein ums andere Mal landeten die Flanken der Gäste auf der gegenüberliegenden Seite im Aus. Teilweise kam es nicht einmal so weit, da gerade auf der rechten Seite Juri Judt oftmals konsequent den Zweikampf suchte und gewann. Der 24-Jährige hat durch seine robuste und kämpferische Art das Zeug dazu zusammen mit Javier Pinola zum Kult-Außenverteidiger-Duo des FCN zu werden. Die ersten zaghaften „Juuuuuuuuuriiiiiiiiiiiii“-Sprechchöre aus der Nordkurve belegen dies.

Das Fehlen von Judts „Kult-Partner“ auf der anderen Abwehrseite war zwar durchaus zu bemerken, am Ende jedoch nicht entscheidend. Es war deutlich zu sehen, dass Pinola-Ersatz Pascal Bieler nicht in das Mannschaftsgefüge eingebunden ist, oft wurde er freistehend übersehen oder sogar ignoriert. Allerdings sorgte er mit seinen schwachen offensiven Vorstößen auch nicht dafür, dass man ihn aktiv suchen musste. Die zwei Wochen Pause bis zum nächsten Spiel sind dahingehend nun ein Segen, dass Javier Pinola nun genug Zeit hat bis zum Spiel bei St. Pauli wieder fit zu werden.

Ähnliches gilt auch für Raphael Schäfer. Der Keeper musste nach einer Stunde ausgewechselt werden, nachdem er von Jermaine Jones übel und unnötig am Kopf getroffen worden war. Jones sah für das Einsteigen lediglich Gelb – wohl weil er das Bein nicht gestreckt gelassen hatte – musste aber, da es seine zweite gelbe Karte war, dennoch vom Feld. Ein Platzverweis, der die Schalker aber nicht verunsicherte, sondern eher wachrüttelte. Diese Phase zwischen dem Platzverweis und der Auswechslung von Raphael Schäfer war die einzige, in welcher der Glubb mehrfach ins Schwimmen und unter Druck geriet, was womöglich mit dem Schock über die bangen Minuten zu erklären ist, die alle im Stadion erlitten während Raphael Schäfer teilweise bewusstlos behandelt werden musste.

Am Ende dieser Phase stand jedoch das 1:0, entstanden aus einer schnellen Kombination über Simons und Schieber, vollendet durch Mike Frantz' auf die volle Länge gestrecktes Bein. Das Tor beendete die Schockstarre des FCN und holte das Spiel auch insgesamt aus dem Dornröschenschlaf. Nun bemühten sich beide Seiten darum, das Match in die eine oder andere Richtung zu lenken. Gleichzeitig ging dem FCN damit aber die Ruhe und die Ordnung verloren, die besonders in der ersten Halbzeit den Schalkern wenig Entfaltungsspielräume gegeben hatte. So war es nicht verwunderlich, dass Schalkes Ausgleich aus einem Angriff des FCN entstand. Die Abwehr war durch den eigenen Vorstoß aus ihren Positionen gezogen, wodurch Wolf und Bieler jeweils zu spät kamen und Huntelaar freistehend verwandeln konnte.

Doch wo andere Glubb-Mannschaften sich nun hingelegt hätten und den Gegner über sie drüber laufen lassen, zeigte sich die Hecking-Truppe kämpferisch. So erarbeitete sich das Team dann auch das nötige Glück in Form einer Ecke, die aus einem völlig verunglückten Rückpass der Gäste entstand. Diese Ecke köpfte Wolf noch an den Pfosten, der siebte Alu-Treffer der Saison, die folgende Ecke dann aber köpfte er über die Linie. Für den Rest des Spiels war Zittern angesagt, doch die Schalker spielten so zaghaft und planlos nach vorne, dass es nicht mehr als ein leichtes Schütteln wurde.

Eine Einordnung entlang der üblichen Kategorien wie „un/glücklich“ oder „un/verdient“ fällt schwer, weil sich Platzverweis und nicht gegebener Handelfmeter ebenso gegenüberstehen wie im Vorwärtsspiel fehlende Ideen auf Schalker und ungenaue Zuspiele auf Nürnberger Seite. Am Ende setzte sich wohl der größere Willen und die stärkere Leidenschaft durch, sowie die Tatsache, dass der Glubb als Mannschaft weiter ist als die Gäste, die immer noch wie eine Ansammlung von Einzelspieler wirken. Einzelspieler, die aber keinen Matchwinner hervorbrachten, im Gegensatz zum FCN.

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