Die Nachricht, das Jahr mit einem Derby gegen Fürth beschließen zu müssen, hatte bei vielen in Nürnberg schon im Sommer unangenehme Flashbacks ausgelöst. Die unsägliche Schmach zu Saisonbeginn hatte die Ängste vor einer erneuten Heimpleite weiter angetrieben. Aus dieser Warte dürfte das Spiel am Samstagnachmittag Ängste gelindert haben, wer auf mehr Wiedergutmachung als ein „nicht verloren“ gewartet hatte, wurde aber enttäuscht. Stattdessen war das Spiel gegen den Lokalrivalen eine perfekte Zusammenfassung der Amtszeit von René Weiler: Defensiv sicher, vorne verbessert, aber von Einzelaktionen abhängig.

Im Gegensatz zu den vorangegangenen drei Spielen gab es diesmal vor dem Tor aber keine Einzelaktion, die zum Tor führte. Es blieb bei mehreren Halbchancen und einigen Situationen, die gefährlich hätte werden können, wenn die richtigen Entscheidungen getroffen worden wären. Das Remis gegen Fürth zeigte auch wie sehr der FCN noch von der Tagesform seines jungen Spielmachers Alessandro Schöpf abhängig ist. Der Österreicher erwischte, wie bei Weilers einziger Niederlage in Braunschweig, einen schwachen Tag, spielte ungewohnt viele Fehlpässe, verzettelte sich oft in Einzelaktionen und ließ so mehrfach Fürther Ballverluste in der Vorwärtsbewegung ungenutzt verstreichen.

René Weiler ließ Schöpf dennoch 88 Minuten spielen, ein Beweis dafür, dass dem Kader in der Offensive die Alternativen fehlen. Im rechten Mittelfeld hatte der Trainer nach einer Stunde mit Maximilian Dittgen für Robert Koch zwar offensiv gewechselt, doch der Youngster dankte es seinem Übungsleiter nicht. Stattdessen wollte er stets mit dem Kopf durch die Wand und vergaß dabei meist den Ball. Es zeigt allerdings den Handlungsbedarf im Kader, wenn ein 19-Jähriger in seinem sechsten Profispiel die Hoffnung auf Offensivakzente ist. Hier besteht ebenso wie in der Sturmspitze, wo Jakub Sylvestr auch an schwachen Tagen alternativlos ist, Handlungsbedarf.

Gefunden hat sich hingegen die Defensive, Weilers Gegentorschnitt fiel mit dem zweiten Zu-Null-Spiel in Folge auf unter ein Gegentor pro Spiel. Großen Anteil daran hat die Innenverteidigung mit Junior Mössmer und Even Hovland, die auch gegen Fürth fast fehlerlos agierte. Hier hat Weiler bewiesen, dass der Kader durchaus Stabilität hergibt und Qualität hat, man muss sie nur finden. In Kombination mit Ondrej Petrak als zusätzlichem Stabilisator vor der Abwehr, hat sich hier eine Formation gefunden, die auch nach der Winterpause so gesetzt sein dürfte. Erfreulich ist, dass die Stabilität inzwischen auch auf die Außen ausstrahlt. Natürlich stehen Ondrej Celustka und Javier Pinola nicht immer ganz sicher, doch die Fehlerquote ist inzwischen deutlich reduziert worden. Überhaupt war das Spiel gegen Fürth wohl nahezu das erste ohne schweren individuellen Fehler in der Defensive. Auch hier ein Fortschritt.

Dies ist besonders erstaunlich, da Fehler normalerweise durch Konzentrationsmängel entstehen und diese Konzentrationsmängel oft dann auftreten, wenn die physische Kraft fehlt. Jenes Fehlen der Kraft war den Clubspielern deutlich anzumerken. Drei kraftraubende, laufintensive Spiele binnen nur sechs Tagen zu überstehen, verlangte von den Clubspielern viel ab, erst recht gegen einen Gegner, der für die gleiche Anzahl an Spielen ein Drittel mehr Zeit hatte. Dies soll nicht als Ausrede für die mitunter sehr fahrige, unkonzentrierte Spielweise herhalten, jedoch durchaus als Erklärung.

Das 0:0 brachte das Fußballjahr 2014 ungewöhnlich zu Ende, ungewöhnlich, weil von den 37 Spielen des FCN in diesem Jahr lediglich drei Unentschieden ausgingen. Da nur 13 Siege zu Buche stehen, findet der Club sich nun im Mittelfeld der Zweiten Bundesliga wieder. Zu tief gemessen an den eigenen Ansprüchen, genau richtig gemessen an dem, was die Leistung der letzten Monate kennzeichnete. Natürlich ist der Abstand auf die Aufstiegsränge nicht so groß, dass man nicht träumen dürfte. Man sollte sich jedoch auch nicht der Illusion hingeben, dass die Weiler’sche Serie mit wenigen Niederlagen nun einfach so weitergeführt wird. Der Kader muss in der Offensive verstärkt werden und der Aufwärtstrend muss auch gegen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte fortgesetzt werden. Nur dann können sich die Träume noch manifestieren, ansonsten droht auch nächstes Jahr ein Derby im Dezember.

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