„Winning is a habit“ - Gewinnen sei eine Sache der Gewohnheit, so ein Ausspruch des legendären Footballtrainers Vince Lombardi. Er meinte damit, dass Siege weitere Siege produzieren, da sich der Kopf ans Gewinnen gewöhnt. Blickt man auf den FCN unter René Weiler kann man nur zu dem Schluss kommen, dass der erste Trainer, der einen Super Bowl gewann, recht hatte. Vier der fünf Spiele unter dem Schweizer wurden gewonnen. Die Mannschaft hat sich vom Kopf her dahingehend entwickelt, dass sie defensiv sicher steht und offensiv ihre Chancen verwertet. Gleichzeitig scheint der Blick auf die Chancenverwertung des Gegners am Mittwochabend auch den Schluss zuzulassen, dass sich auch die Gegner daran gewöhnt haben, dass der FCN gewinnt.

Möglicherweise lag es auch daran, dass die Gastgeber aus Aue es eben nicht gewöhnt sind zu gewinnen. Deren Sieglosserie läuft seit einem 4:1 gegen 1860 München im Oktober nun schon neun Pflichtspiele. Die damit verbundene Verunsicherung merkte man den Erzgebirglern auch deutlich an. Immer wieder landeten leichte Zuspiele im Aus, die Präzision im Abspiel war kaum gegeben und vor dem Tor wurden selbst beste Chancen liegen gelassen. Als Nürnberger mag einem diese Beschreibung durchaus bekannt vorkommen, der FCN gab noch vor einigen Wochen unter Valerien Ismael ein ähnliches Bild ab.

Unter René Weiler präsentiert sich eine Mannschaft, die aus mehreren Halb- und einer Großchance ein Tor macht und dabei von der individuellen Klasse der Herren Schöpf, Füllkrug und Sylvestr lebt. Wie schon am Sonntag in Aalen und am Montag zuvor gegen 1860 München waren auch in Aue diese Drei die entscheidenden Offensivspieler für den FCN. In diesem Fall war es ein Pass von Schöpf, der Füllkrug auf Linksaußen einsetzte. Dieser zog nach innen, hielt sich die Gegenspieler mit geschickten Körpertäuschungen vom Hals und passte flach an die Ecke des Fünfmeterraums. Dort stand Sylvestr und verwandelte in Torjägermanier zum einzigen Tor des Abends.

Es blieb auch deshalb das einzige Tor, weil die Defensive des FCN vor allem in der zweiten Halbzeit ein robustes, aber sicheres Spiel durchziehen konnte und dadurch eine Vielzahl von Defensivzweikämpfen gewinnen konnte. Die gesamte Viererkette stand sicher, auch und gerade Javier Pinola, für den am Ende eine herausragende Zweikampfbilanz von 13:4 zu Buche stand, eine Tatsache, die noch dadurch verstärkt wird, dass von den vier verlorenen Duellen keines im tornahen Drittel verloren wurde. Wären nicht der Freistß von Novikovas und Lönings Großchance in den Schlussminuten gewesen, der FCN hätte defensiv eine perfekte Halbzeit gespielt.

Vor der Pause war dies nicht immer der Fall, dort war Aue durch Unaufmerksamkeiten zu einigen guten Chancen gekommen, doch entweder Glück (Novikovas‘ Flachschuss), Unvermögen (Novikovas‘ Lupfer nach Rakovskys Aussetzer) oder eigenes Zutun (Kochs Rettungstat nach Vucurs Eckballverwertung) verhinderten ein Gegentor. Dies bedeutet auch, dass der FCN erstmals seit Mitte Oktober – genau seit jenem Wochenende, an dem die Gastgeber zuletzt gewonnen hatten – wieder ein Spiel ohne Gegentor zu Ende brachten. Es war insgesamt erst das vierte Zu-Null-Spiel des FCN; die Hälfte dieser Spiele kam gegen Aue.

Trotz der Serie von 12 Punkten aus 5 Spielen und Platz Zwei in der „Weiler-Tabelle“, hat Kapitän Jan Polak durchaus recht, wenn er nach dem Spiel betont, dass man „auf dem Boden bleiben“ solle. Die letzten drei Siege kamen gegen die Mannschaften auf Platz 15, 16 und 17 der Tabelle. Es waren gute Gegner, um sich ans Siegen zu gewöhnen, die wahren Prüfsteine dafür, ob das Siegen in Nürnberg zur Gewohnheitssache wird, kommen erst noch. Zum Beispiel am kommenden Samstag, wenn der Nachbar aus dem Westen ins Max-Morlock-Stadion kommt.

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