Die Verlautbarung des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden war eigentlich klar, das Spiel in Sandhausen sei für Trainer Valerien Ismaël kein Schicksalsspiel. Womöglich haben die 90 Minuten auf der schwäbischen Alb seine Einschätzung geändert, womöglich war aber auch von vornherein mehr in dieser Aussage zu finden. Vielleicht ist es nicht allein für Ismaël ein Schicksalsspiel, sondern für den ganzen Verein oder zumindest für weitere handelnde Personen. Nach dem Spiel ließe sich diese Interpretation zumindest leicht unterstützen, denn der FCN verlor nach starkem Beginn völlig den Faden und verlor bei einer sehr limitierten Sandhäuser Mannschaft verdient mit 1:2.

 

Eingeleitet wurde die Niederlage durch ein Gegentor, wie es in dieser Spielzeit schon oft gefallen ist. Ein einfacher langer Ball von einer Seite der Viererkette auf die andere, dort steht ein Gegenspieler frei, weil die Kette nach dem Herausrücken nicht schnell genug wieder in die Ausgangsposition zurückrutscht. Der Außenverteidiger in der Viererkette ist zu weit vom Gegenspieler weg, der den Ball erhält, dieser darf schießen und trifft. Natürlich kam in diesem speziellen Fall dazu, dass der Ball abgefälscht wurde und so ein unplatzierter Schuss genau neben dem Pfosten landete. Dennoch ist die Tatsache, dass die Abwehr des FCN seit Wochen, egal in welcher Zusammensetzung, durch derartige Bälle auszuhebeln ist, alarmierend. Hier stimmen einfachste Abläufe nicht, diese einzustudieren liegt im ureigenen Aufgabenbereich des Trainers.

Die Einstellung der Mannschaft und ihre Motivation liegen ebenso im ureigenen Bereich des Trainers. Auch hier scheinen der Mannschaft jedoch Impulse zu fehlen. Der Mannschaft fehlten erneut Selbstbewusstsein und Glaube nach einem Rückschlag nachzusetzen. Denn im Gegensatz zur Vorwoche, als der FC St. Pauli den FCN mit Fehlern zurück ins Spiel einlud, vermied der SV Sandhausen grobe Fehler und so ging mit fortlaufender Spieldauer immer mehr Selbstvertrauen der Mannschaft verloren.

Natürlich trug der Platzverweis von Petrak seinen Teil zur Verunsicherung bei und womöglich hätte der Tscheche vor dem 2:1 auch anders reagiert als Even Hovland, der dann als Innenverteidiger auf dem Feld stand. Jedoch ist zu konstatierten, dass der Platzverweis zum einen berechtigt war, da Sandhausens Gartler freie Bahn zum Tor hatte und Niklas Stark nur dank Petraks Wrestling-Einlage auf gleiche Höhe mit dem Stürmer kommt, und, dass zum anderen die Abwehr mit einem einfachen Pass so in Schwierigkeiten gebracht worden war, dass Petrak letztlich zum Eingreifen in dieser Form gezwungen war.

So war der FCN die letzten 33 Minuten zu zehnt und natürlich auch dadurch verunsichert. Dass 1:2 entstand dann durch eine solche Aktion, in der die Verunsicherung spürbar wurde. Javier Pinola schlug elegant über einen von Patrick Rakovsky per Reflex abgewehrten Ball und ließ sich danach überlaufen. Die Sandhäuser spielten den Ball anschließend gekonnt auf die andere Seite der Kette, wo erneut niemand nachgerückt war, da sich stattdessen alle Spieler zum ballführenden Thiede orientiert hatten. Mit der Niederlage in der Luft wollte Ismaël die Offensive stärken, um so zumindest einen Punkt zu ergattern. Die Sinnhaftigkeit dann aber die Jagd auf das Remis mit den Einwechslungen von Dittgen (19 Jahre, 2. Profispiel) und Teuchert (17 Jahre, 1. Profispiel) einzuläuten ist zumindest fraglich. Die beiden Youngster sind sicherlich talentiert, ihnen jedoch die Aufgabe ein verfahrenes Spiel zu drehen aufzubürden, dürfte zu viel verlangt sein. Statt eines behutsamen Aufbaus werden beide jungen Spieler an der Front verbrannt.

Am Ende stand also am Ort, an dem vor knapp 15 Monaten der Absturz des FCN eingeläutet wurde, ein weiterer Tiefpunkt. Eine Mannschaft, die sicherlich ihre Stärken hat und diese bis zum Gegentor auch zeigen konnte, verlor zusehends gegen einen sehr schwachen Zweitligisten an Mut und schlug sich am Ende fast selbst. Der letzte Trainer, der in Sandhausen verlor, hatte noch acht Spiele bis er beurlaubt wurde. So viel Zeit hat der FCN nicht mehr, will er nicht den Verlauf der letzten Saison wiederholen. Die Frage der Verantwortlichkeit für den Absturz wäre mit einem nötigen Trainerwechsel nach diesem Schicksalsspiel allerdings nicht geklärt.

Eine Umfrage zur aktuellen Situation findet sich bei Clubfans United.

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