… deshalb ist einer nicht genug. Der Abend in der Nürnberger Defensive schien getreu dieses Ansatzes zu verlaufen. Fast jeder in der Club-Defensive durfte mal über den Ball treten, den Gegner anschießen oder falsch abspringen, fast jeder in der Abwehr des FCN lieferte einen Assist für ein Fürther Tor. Am Ende des Abends stand so eine deutliche Klatsche, die gleichzeitig schwer und einfach zu erklären ist.

Einfach, weil für jeden Zuschauer klar ersichtlich war, wo die Fehler gemacht wurden; schwer, weil die Fehler allesamt individuell und nicht systemisch waren. Bei einem 5:1 stellt sich die Frage nach verdient oder unverdient natürlich nicht, doch wirklich viel außer robusten Auftretens mussten die Fürther gar nicht auf den Rasen bringen, denn keines der fünf Tore war rausgespielt, alle fünf basierten auf Nürnberger Fehlern, bei allen fünf war ein Nürnberger entweder als letzter oder vorletzter Spieler am Ball.

Die Ursachenforschung muss also im mentalen Bereich liegen. Es war bezeichnend, dass die großen Tiefschläge durch die Spieler ausgelöst wurden, die besonders lange in Nürnberg sind, denen also die Bedeutung des Derbys bewusst war. Schäfers Patzer vor dem 1:0, Pinolas vor dem 3:1 waren die entscheidenden Momente im Spiel, in beiden Momenten kippte die Waage des Spiels klar auf die Fürther Seite. In beiden Momenten wäre bei anderem Ausgang eine andere Entwicklung möglich gewesen.

Die Fehler wurden aber gemacht und die Gegner wussten jeden einzelnen Fehler auszunutzen. Daraus ergibt sich dann auch der große Unterschied des Abends. Die Gastgeber waren gedanklich wesentlich reifer als der FCN. Sie wussten jede ihnen sich bietende Möglichkeit zu nutzen, verwerteten jeden einzelnen Fehler eiskalt. Diese Kaltschnäuzigkeit hätte an diesem Abend wohl genügt. Sie war aber gepaart mit einem konsequenten Unterbinden des kontrollierten Spielaufbaus durch ständiges Anlaufen der mit der Spieleröffnung beauftragten Defensivspieler. So wurden die Nürnberger nicht nur zu Fehlern gezwungen, sie konnten auch kaum ins Spiel kommen.

Die Idee, die robusten Sukalo und Fürstner durch lange Bälle zu überspielen scheiterte dann auch noch meist an der fehlenden Präzision in Abspiel und Laufwegen und schon hatte der FCN in der Offensive wenig anzubieten. Im Gegensatz zum Spiel gegen Aue hatte Alessandro Schöpf den Rücken nicht frei, weil ihm Polak als Stabilisator fehlte, später wurde er durch die hohen Bälle noch weiter aus dem Spiel genommen, Kreativität und Überraschendes war somit komplett außen vor. Die wenigen Male, in denen der FCN dann doch vorm Tor auftauchte (Mlapa, Füllkrug) war er dann nicht so eiskalt wie die Gastgeber.

Es ist in derartigen Spielen schwer das Emotionale, die Enttäuschung, das Entsetzen, die Verzweiflung über die nächste Niederlage gegen Fürth vom rein Analytischen zu trennen. Denn rein rational ist genau das passiert, was zu erwarten war, eine nicht eingespielte Mannschaft, die sich weder emotional noch spielerisch gefunden hat, erleidet gegen eine gefestigte, emotional durch eine menschliche Tragödie zusammengeschweißte Mannschaft einen Rückschlag. Das sind drei fehlende Punkte, mehr nicht.

Emotional hingegen ist es viel mehr. Es ist die Mutter jeder Schmach in der Großmutter aller Derbys. Es ist die verpasste Chance die Seuchensaison richtig aus den Hirnen zu löschen statt mit neuen schmerzlichen Erinnerungen die Erzählung fortzusetzen. Es ist ein gefährlicher Knacks im brüchigen Verhältnis zwischen Spielern und Fans. Es ist das falsche Ergebnis zur falschen Zeit.

Das alles kann natürlich korrigiert werden, gegen Fürth noch in diesem Kalenderjahr, im Hinblick auf die Tabelle noch schneller, schließlich ist man nur einen Punkt hinter den Tabellenführern. Aber die gemachten Fehler in diesen 90 Minuten in Fürth schmerzen länger. Natürlich könnte die Niederlage zum heilsamen Schock werden, ähnlich dem 6.2 in Aachen 2009 oder dem 1:2 gegen Lübeck 2003, vor allem dann, wenn man aus den Fehlern dahingehend lernt, dass die Mannschaft keine vier Wochen auf eine stabilisierende Führungsfigur im defensiven Mittelfeld verzichten kann.

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