Am Ende einer turbulenten Woche beim 1. FC Nürnberg steht ein Spiel, das so gar nicht zur ganzen Aufregung passte. Eine weitere Niederlage, die neunte in zehn Spielen und somit keine durch den Trainerwechsel erhoffte Verbesserung des Punktekontos, keine Befreiung vom Joch des harten Trainings, so wie es vereinzelt durchgeklungen war. Es war aber auch kein völliger Offenbarungseid, vielmehr war es ein wenig wie zu Beginn der Saison, es war eine Niederlage im Wiesinger/Hecking-Stil. Defensiv gut gestaffelt stehen, aber durch individuelle Fehler Tore kassieren, nach vorne aber auf Wunder hoffen. Eine Veränderung war als bemerkbar, nur nicht zwingend eine Verbesserung.

Die Veränderung in der Spielweise war eigentlich schon dem Spielberichtsbogen zu entnehmen, als plötzlich drei defensive Mittelfeldspieler vor der Vierkette platziert wurden und lediglich Kiyotake, Mak und Drmic als Offensivspieler gelten konnten. Die Idee und auch das Signal dahinter war klar: Sicher stehen und vorne auf Glück hoffen. Es war deutlich defensiver als noch unter Gertjan Verbeek. Es ist letztlich eher eine Frage der Philosophie, ob man den Prinzen‘schen Ansatz nun für besser oder schlechter als den Verbeek’schen hält. Das Ergebnis am Ende war das Gleiche: Null Punkte.

Schuld daran waren individuelle Fehler bei Standardsituationen, was die Niederlage, obwohl verdient, schon an den Rand des Prädikats „Ärgerlich“ bewegt. Aber recht viel anders kann man es auch nicht beschreiben, wenn bei einem Mainzer Freistoß zwei Verteidiger zu früh hoch springen und der Torwart auf halbem Weg aus seinem Kasten ohne Not heraus Stotterschritte einlegt, so dass der lediglich 1,74m große Shinji Okazaki den Ball ins Tor nicken konnte. Gleiches gilt auch für das zweite Mainzer Tor, das einer Ecke nachfolgte. Einer Ecke, die genau zum Mainzer Verteidiger Christoph Moritz geklärt wurde, so dass dieser die Kugel ins lange Eck wuchten konnte.

Vor und auch nach den Gegentoren verteidigte der FCN aus dem Spiel heraus ordentlich, stand sicher und ließ kaum Mainzer Chancen zu, das könnte Mut machen, wären in der Saison noch zwanzig statt zwei Spielen zu absolvieren, so ist die Stabilität alleine nichts mehr wert. Denn sie verhindert zwar, dass weitere Ergebnisse im Stile von 2:5 oder 1:4 zustande kommen, mehr als das dürfte aber nicht drin sein. Dazu würde man zum einen die individuellen Fehler komplett ausschalten müssen, was momentan fast unmöglich erscheint. Zum anderen bedürfte es aber auch einer offensiven Idee oder auch nur einem Ansatz von Gefahr.

Da aber über 90 Minuten nach vorne keine einzige gefährliche Situation entstand, dürfte die Hoffnung auf Besserung eher gering sein. Das Spiel sah wie schon in den Wochen zuvor eher so aus, dass der Ball mit besten Wünschen blind in Richtung Josip Drmic und Hiroshi Kiyotake geschlagen wurde und diese dann etwas mit dem Ball anfangen sollten. Es war deutlich zu wenig Bewegung und Mitarbeit der Defensivspieler in der Vorwärtsbewegung vorhanden, um für Gefahr zu sorgen. Man kann dies natürlich mit dem gebrannten Kind erklären, welches das Feuer scheut, etwas mehr Risikobereitschaft nach dem Rückstand wäre aber wohl vonnöten gewesen, um nicht den Eindruck zu vermitteln, dass sich eigentlich wirklich alle Beteiligten restlos mit dem achten Abstieg abgefunden haben.

Wäre dies nämlich der Fall, dann hätte man sich die Entlassung von Gertjan Verbeek auch sparen können. Dies hat man aber nicht. Doch bei einem Hamburger Sieg in Augsburg am morgigen Sonntag ist alle Wirkung verpufft und das letzte Bundesligaheimspiel für mindestens 15 Monate stünde dann am kommenden Samstag an. Doch auch ohne Hamburger Sieg dürfte der 1. FC Nürnberg, nicht erst seit heute, nicht mehr zu retten sein. Zu viel ist in den vergangenen neun Monaten schief gelaufen und bedarf einer genauen Analyse nach dem 10. Mai. In welcher Form diese Analyse dann stattfindet, muss abgewartet werden. Das Einbinden der Mitglieder in diese Analyse – sofern diese in geordneten und ruhigen Bahnen verlaufen kann und auf eine Art und Weise stattfindet, dass kein einzelner dies zur eigenen Profilierung nutzen kann – scheint nicht die schlechteste Variante zu sein.

Egal, ob das Wunder nun noch gelingt oder es am Ende in Liga Zwei geht, diese Saison hat bei allen Spuren hinterlassen. Spuren, die auch deutlich zu sehen sind, sei es in den Gesichtern der Fans, den Falten des Sportdirektors oder den Schultern der Spieler. Schuld daran ist nicht das 0:2 in Mainz, hier wurde nur die Gelegenheit an einem Wunder zu arbeiten verpasst. Ein Wunder, das wohl nicht kommen wird.

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