Es ist erst das dritte Ligaspiel der Saison und schon bleibt kein anderes Stilmittel als die Wiederholung. Wieder fallen Tore nach Standardsituationen, wieder ist ein aggressives Pressing zu sehen, wieder ist Hiroshi Kiyotake der Spieler, der den Unterschied machte. Dieses Mal war der Japaner sogar an allen drei Toren beteiligt, bereite zwei per Standard vor und erzielte eins nach sehenswertem Solo selbst. Die Geschichte des Spiels kann also nur über ihn erzielt werden und darf nur in einem großen „Dōmo arigatō“ enden. Der FCN hat plötzlich einen Spieler, der Partien alleine entscheiden kann, er tat es beim Vorjahresvierten.

Natürlich lag es nicht allein an Kiyotake, denn die Standards schlagen und dann auch noch selbst einköpfen, das kann auch ein Hiroshi Kiyotake nicht. Musste er am Niederrhein auch gar nicht, denn da waren Timm Klose und Timmy Simons, die seine Flanken im Tor von Nationalkeeper ter Stegen unterbrachten. Zum dritten Mal im dritten Bundesligaspiel führte so eine Standardsituation zum Torerfolg. Spätestens jetzt kann man nicht mehr von Zufallsprodukten sprechen. Dafür sind Kiyotakes Hereingaben zu gefährlich, zu präzise geschlagen. Diese Qualität ist von unschätzbarem Wert, da sie dem FCN ermöglicht auch in Spielen mitzuhalten, in denen er spielerisch nicht überzeugen kann. In Spielen wie am Samstagnachmittag.

Denn bei aller Freude über den Sieg und den Fußballer internationaler Klasse in den eigenen Reihen sollte man nicht übersehen, dass da immer noch genug Arbeit wartet, noch taten sich genug Schwächen auf. Schwächen wie die Tatsache, dass ein Viertel der Pässe nicht beim eigenen Mann ankommen, dass neben den Toren nur ein Schuss aufs Tor der Gladbacher kam und dass man sich am Ende des Spiels von den Gladbachern zu sehr einschnüren ließ. Die sieben Punkte aus drei Spielen ermöglichen aber ein ruhiges Arbeiten an den Kritikpunkten.

Dass Schwächen erkannt werden und an ihnen gearbeitet wird, das zeigt ein Blick auf die Pässe der Innenverteidiger. Vor zwei Wochen hatten Nilsson und Klose noch fast jeden zweiten Pass beim Gegner angebracht, nun fanden 74 bzw. 93% aller Pässe den Adressaten. Die Verteidiger scheinen sich langsam zu finden und besser miteinander zu harmonieren. Natürlich wirkte es noch nicht so stabil wie zu den Hochzeiten von Maroh und Wollscheid – Klose hätte den zweiten Gegentreffer schon in der Entstehung dadurch verhindern können, dass er den Ball nicht klärt und so de Jongs Abseits aktiv macht – doch die Richtung der Entwicklung ist gut. Sie muss nur konsequent vollzogen werden.

Mehr als nur gut ist die Entwicklung von Hiroshi Kiyotake. Der 22-Jährige übertrifft alle in ihn gesetzten Erwartungen. Seine Beherrschung von Ball und eigenem Körper suchen unter Spielern, die das Trikot des FCN in den letzten zehn Jahren getragen haben, Ihresgleichen. Exemplarisch für diese fast artistischen Fähigkeiten steht das 3:2 im Borussia Park. Eigentlich schon vom Ball getrennt, eigentlich bereits im Fallen, hielt er die Balance, blieb am Ball und schoss den Ball gezielt gegen die Laufrichtung von ter Stegen.

Doch Kiyotake ist nicht nur ein Schönspieler, er stellt sich auch in den Dienst der Mannschaft. Bis zu seiner Auswechslung nach 88 Minuten hatte er mit mehr als zwölf Kilometern die längste Strecke aller Nürnberger zurückgelegt, leistete Defensivarbeit und verdiente sich mit einer rundherum großartigen Leistung die Auszeichnung als „Spielers des Spiels“. Es deutete sich auch phasenweise schon an wie sehr die Außen in Form von Robert Mak und Alexander Esswein von Kiyotakes Stärke profitieren können. Es könnte sich hier durchaus etwas entwickeln, das den Club-Fans viel Freude bereitet. So viel Freude wie der vierte Auswärtssieg in der Bundesliga in Folge. So viel Freude, dass man gerne „どうもありがとう“, „dōmo arigatō“, „Danke vielmals“ sagt.

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