Es gibt Sportarten, in denen Spiele nach 62 Sekunden entschieden sind. Boxen, MMA und andere Kampfsportarten gehören dazu. Dort kann ein Gegner den anderen in der ersten Minute ausknocken und den Sieg in der ersten Minute nach Hause fahren. Im Fußball ist dies eigentlich nicht möglich und dennoch hatte man am Samstagnachmittag in Mainz das Gefühl, dass die Gastgeber den FCN in der ersten Minute niedergeschlagen hatten und sich der Club davon nicht mehr erholen konnte, so dass er das Spiel verlor.

Der bleibende Eindruck des Spiels für viele der zahlreich mitgereisten Fans dürfte jedoch nicht der frühe Treffer der Gastgeber, sondern der späte Sturmlauf der Gäste gewesen sein. Mit einer unglaublichen Energieleistung und viel Willen versuchte die Mannschaft den schwachen Eindruck aus einer völlig verschlafenen ersten Halbzeit wieder wettzumachen. Es gelang ihr in Sachen Willen und Kampfbereitschaft sicherlich, gleichzeitig waren die Versuche nicht von unglaublicher Konzentration und Organisation geprägt, so dass es lediglich zu einem Anschlusstreffer reichte.

Dieser fiel nach einem abgefälschten Schuss von Daniel Didavi, der Teil von Heckings Umbauversuchen zur Pause gehörte. Didavi ersetzte den schwachen Hegeler, schaffte es aber genauso wenig für mehr Pässe in die Spitze, für mehr Kreativität, für mehr Lenkung zu sorgen. So rannte der FCN über weite Strecken ziemlich planlos der frühen Führung durch Müller und dem Freistoßtor von Zidan hinterher.

Ein Problem in der Ballverteilung war, dass die Außenverteidiger an diesem Nachmittag zu sehr an den Außenlinien zu kleben schienen und sich und den Mitspielern so Laufwege und Bewegungsoptionen nahmen. So wurden die Außenspieler  erst durch die Hereinnahme von Robert Mak und das Verschieben von Alex Esswein auf den Flügel sinnvoller eingesetzt, da nun beide äußeren Mittelfeldspieler ihre Schnelligkeit dazu benutzten, um den Raum „hinter“ der Mainzer Viererkette auszunutzen.

Um am Ende Punkte mit nach Nürnberg zu nehmen reichte es am Ende nicht, die Schlussphase hinterließ aber ein wohlig warmes Gefühl, dass die Mannschaft alles gegeben hatte. Jenseits des Gefühls trifft dies für die Schlussphase des Spiels sicher zu, gerade für die erste halbe Stunde kann dies jedoch nicht gelten. Völlig überfordert und überfahren wirkten die FCN-Akteure in dieser Phase des Spiels.

Auffällig war in diesem Teil des Spiels vor allem, dass die Spieler des Glubb nicht in der Lage waren, mit der enorm hohen Geschwindigkeit der Mainzer umzugehen. Die 05er rannten mit derart gewaltigem Schwung in Richtung Tor von Raphael Schäfer, dass die Defensive des FCN nicht die gewohnte und benötigte Ordnung finden konnte. Deutlich wurde das nicht nur aber besonders in den ersten 65 Sekunden des Spiels als die Mainzer zweimal den Pfosten und einmal das Tor trafen.

Doch auch danach fand der FCN gegen das Tempo der Gastgeber zu selten ein Mittel, stand oft schlecht und ungeordnet in der Rückwärtsbewegung, stabilisierte sich erst im Laufe der ersten Halbzeit nachdem Mainz dem FCN immer mehr das Spiel überließ. So sehr, dass am Ende fast sechzig Prozent Ballbesitz standen. Auch diese Statistik zeigt aber, dass der FCN einmal mehr Probleme damit hat, selbst das Spiel zu machen.

Ein Problem, das in dieser Phase der Saison mit acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz bei neun ausstehenden Spielen, nicht mehr lebensbedrohlich ist;  ein Problem aber, das dafür mitverantwortlich war, dass der Schlag in der ersten Minute ein Knockout und nicht nur ein Wirkungstreffer war.

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