Nach den neunzig Minuten in Hannover mehren sich die Anzeichen, dass die Rückrunde des 1. FC Nürnberg der Hinrunde doch sehr ähnlich sein wird. Wie schon in der Vorwoche glichen Ausbeute und Spielweise des Rückrundenspiels sehr der Partie der Hinserie. Im Falle des Freitagabendspiels bedeutet dies eine Niederlage nach völliger Überforderung in der ersten Halbzeit und einer etwas besseren Leistung in der zweiten Halbzeit. Eine Leistung, die besser wurde ohne gut zu werden; ohne zwingend zu großen Chancen zu kommen; ohne Ideen im Spielaufbau zu zeigen. Sollten sich diese Parallelen in Zukunft häufen und durch die Rückrunde ziehen, steht eine lange und schmerzhafte Jahreshälfte an, deren Ausgang völlig offen ist.

 



Auffällig und erschreckend war in Hannover vor allem die Leistung vor der Halbzeitpause; diese war völlig chaotisch und ungeordnet, beinhaltete lediglich einen Torschuss in 45 Minuten und frustrierte die Anhänger ungemein. Dabei konnte sich kein Spieler aus der amorphen Masse der Schwachen hervortun, alle spielten unter ihren Möglichkeiten. Vor allem in der Vorwärtsbewegung trat diese Unfähigkeit zu Tage. Die aufgebotenen vier Mittelfeldspieler und auch die beiden Stürmer zeigten zu keinem Zeitpunkt sich in der Lage den Ball kontrolliert in Richtung Strafraum zu bringen.

 

Es ist sehr auffällig das vor allem die Spieler, die im Vergleich zur Vorwoche auf neuen Positionen eingesetzt wurden, nicht die Leistungen bringen konnten, die man von ihnen erwartete. Alexander Esswein und Jens Hegler blieben quasi jeden Beweis ihrer Qualität schuldig. Esswein leistete sich fatale Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung, die wie schon in der Vorwoche zu Chancen für die Gegner führten. Erst nachdem er nach der Pause und der Hereinnahme von Pekhart vom Sturmzentrum auf die Außenbahn wechselte wurde es etwas besser.

 

Nicht besser wurde es nach der Umstellung von 4-4-2 auf 4-2-3-1 zur Halbzeit bei Jens Hegeler. Die Leverkusener Leihgabe zeigte sich derart ballverliebt, dass man phasenweise Angst um das runde Leder haben musste. Immer wieder suchte Hegeler die komplizierte Lösung und das ausweglose Dribbling. Wie immer spielte er egoistisch und von brotloser Kunst beseelt, so dass es unverständlich erscheint, dass Hegeler die gesamten neunzig Minuten durchspielen durfte. So ist er, wenn Pinola, Baltisch und Chandler fit sind, keine Alternative für die Zukunft, auch wenn er unter Dieter Hecking bislang stets zum Zuge kommen scheint.

Auffällig war neben den Offensivmankos, die inzwischen altbekannt und dennoch nicht behoben sind, dass auch die Abwehr unter alten Fehler leiden musste. Wie schon in der Hinrunde war die Viererkette durch lange Diagonalbälle auf die Außenbahnen sehr anfällig. Die Fähigkeit hier schnell und vorausschauend zu verschieben geht der Abwehrreihe weiterhin ab. Kommt dann noch Geschwindigkeit – wie im Stile der Hannoveraner Angriffsspieler – zum Tragen, so wie beim Gegentor, tut sich die Abwehr enorm schwer. Dabei zeigte sich auch das Adam Hlousek (noch?) nicht in der Lage ist, die Defensivaufgaben immer zur Zufriedenheit zu erfüllen. Der Neuzugang aus Prag scheint eben doch eher ein Mittelfeldspieler. Es ist im Bezug auf ihn allerdings ebenso festzuhalten, dass Hlouseks Standardsituationen wie schon gegen Berlin gefährlich waren und auch die beste Chance für den FCN zur Folge hatte.

Dennoch täuschen diese kleinen Lichtblicke nicht darüber hinweg, dass die erste Halbzeit nur unter dem Label katastrophal laufen kann. Nach dem Spiel konnte sich keiner der Verantwortlichen erklären, was in dieser ersten Halbzeit abgelaufen war. Zweifel an der mentalen Stärke der Mannschaft, kommen in diesen Momenten durchaus zum Vorschein. Denn ein dermaßen blutleerer Auftritt wie in den ersten 45 Minuten lässt eigentlich nur darauf schließen, dass innerhalb des Mannschaftsgefüges etwas nicht in Ordnung ist oder dass der Trainer die Mannschaft mit Systemumstellung und/oder Ansprache vor dem Spiel völlig verunsichert hat. Es ist vor allem nicht das erste Mal in dieser Saison, dass man dem Team „Blutleere“ attestieren muss. Es ist vielmehr eine Fortsetzung der Eindrücke aus den beiden Heimspielen vor dem Besuch der Berliner in Nürnberg.

 

Die Hannoveraner waren nicht so überlegen das 1. FC Nürnberg nicht in der Lage gewesen wäre wenigstens einige wenige Angriffe zu fahren. Die Stärke der Gastgeber rührte über weite Strecken eher aus der totalen Unfähigkeit der Nürnberger. Zwar gab es nach der Pause Torgelegenheiten und bei genauerem Hinsehen auch eine elfmeterwürdige Tätlichkeit von Pogatetz. Dennoch wäre ein Punkt wohl zu viel des Guten gewesen, schließlich war die erste Halbzeit so unglaublich unterirdisch gewesen. So stehen am Ende null Punkte zu Buche und die Angst vor einer langen Rückrunde sagst wieder einmal freundlich Hallo.



Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok