Zur Einordnung der Niederlage in Gladbach bieten sich mehrere Zugangswege an. 1. Die Empörung. Empörung darüber, dass ein bestenfalls gewollter, schlechtestenfalls ergaunerter Elfmeter das Spiel entschied. 2. Die Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass dem FCN über das gesamte Spiel nichts gelang. 3. Die Einsicht. Einsicht, dass Borussia Mönchengladbach an diesem Nachmittag einfach klar die bessere Mannschaft war. Alle drei Zugänge sind an sich zulässig, was am Ende überwiegt mehr eine Frage des Standpunkts, als eine Frage der Wahrheit. Dennoch sollte in der Rückschau nicht die Empörung überwiegen, denn sie überdeckt die nötige Analyse der Unterlegenheit.

 

 

Eine Unterlegenheit, die nicht nur optisch, sondern auch statistisch zu belegen war. In allen relevanten Kategorien waren die Gladbacher deutlich überlegen: 58%:42% Ballbesitz, 55%:45% Zweikämpfe, 82%:75% angekommene Pässe, 21:8 Torschüsse. Das Bild, das auf Grund dieser Zahlen im Kopf des Lesers entsteht, beschreibt das Spiel ausnehmend gut. Gladbach präsenter in den Zweikämpfen, wacher in der Spieleröffnung, gefährlicher vor dem Tor. Es war, so einfach muss man es ausdrücken, das schwächste der bislang sieben Saisonspiele.

 

Dies ist nun kein Grund in Panik zu verfallen, immerhin hielt die Mannschaft trotz klarer und deutlicher Unterlegenheit 75 Minuten lang das 0:0 und es bedurfte eines höchst zweifelhaften Elfmeters, um den Gleichstand zu brechen. Doch die beißende Ungefährlichkeit vor dem Tor treibt dem geneigten Beobachter durchaus Sorgenfalten auf die Stirn. Immerhin fiel das letzte Tor des FCN aus dem Spiel heraus am 27. August gegen Augsburg. Alle drei Treffer seitdem wurden durch Standards erzielt. In Gladbach äußerte sich diese Crux dadurch, dass in 90 Minuten eigentlich keine echte Torchance zu Buche stand.

 

Geschuldet war dies sicherlich zum einen dem Gladbacher Übergewicht, das viele Ressourcen in der Defensive fand. Zum anderen aber wurden die wenigen Halbchancen und Pseudo-Gelegenheiten, die sich ergaben, zu inkonsequent und gedanklich wie physisch langsam ausgespielt. Einmal mehr fiel in dieser Hinsicht Neuzugang Markus Feulner negativ auf. Obwohl der 29-Jährige sonst ein mehr als ordentliches Spiel ablieferte, hätte in mehreren Situationen ein schnelleres Abspiel wahrscheinlich eine gefährliche Torchance eingeleitet. So aber hatte die Gladbacher Abwehr Zeit sich zu sortieren und den FCN-Angriff strukturiert zu unterbinden.

 

Andersrum gelang dies dem FCN zu selten. Immer wieder brachen die Gladbacher durch die FCN-Defensive. Vor allem die rechte Abwehrseite war extrem anfällig. Nicht nur, aber vor allem weil Timothy Chandler - wie schon in Köln – zu oft zu weit vorne zu finden war und seine Defensivseite offen ließ. Hinzu kam an diesem Nachmittag auch, dass beide Innenverteidiger nicht wie gewohnt in die Zweikämpfe kamen. Timm Klose verlor sogar mehr Zweikämpfe als er gewann – für einen Innenverteidiger ein schwacher Wert. Doch auch sein Nebenmann Philipp Wollscheid spielte nicht mit der gewohnten Sicherheit, leistete sich zusätzlich noch einige leichte Abspielfehler im Spielaufbau.

 

So oblag es der letzten Verteidigungslinie, dem Torwart, das Ergebnis im Rahmen zu halten. Dies gelang Alexander Stephan in eindrucksvoller Weise. Vor einer Woche war der gebürtige Erlanger noch ob seiner Rolle beim Gegentor kritisiert worden, obwohl Trainer Hecking ihm den Rücken gestärkt und die Verantwortung für den Gegentreffer in die Hände der Abwehr gelegt hatte. An diesem Nachmittag dagegen war der 25-Jährige bester Nürnberger, hielt den Glubb mit seinen Paraden länger im Spiel als ob der Leistung verdient. Besonders im Eins-gegen-Eins-Spiel zeichnete der Keeper sich ein ums andere Mal aus und selbst am Elfmeter von Filip Daems war die etatmäßige Nummer Drei noch dran. Mit dieser Leistung dürfte er viele Skeptiker ruhiger gestimmt haben.

 

Ganz so ruhig dürfte es insgesamt in der Betrachtung des Spiels nicht zugehen. Nur wenn aus dem Spiel die richtigen Lehren gezogen werden – Training des schnellen Spiels in beiden Richtungen muss an vorderster Stelle stehen, der FCN macht aus seinen physischen Anlage in Sachen Grundschnelligkeit einfach zu wenig – kann diese Niederlage etwas heilsames haben; egal, ob man Empörung, Enttäuschung oder Einsicht als Zugang zur Betrachtung wählt.

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