Für Fußballspiele gibt es unzählige Labels: Topspiel, Schlagerspiel, Sechs-Punkte-Spiel, Kampfspiel, … die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Für die Partie am Samstagnachmittag gegen den FC Augsburg muss ein weiteres Etikett herausgeholt werden. Es trafen zwei defensive Mannschaften aufeinander, die Partie war völlig zerfahren, Spielfluss war kaum zu erkennen, gelungene Offensivaktionen auch nicht, über weite Strecken blieb der Fußball unansehnlich. Es war, man muss es so deutlich sagen, ein richtiges Drecksspiel. Doch es spricht sehr für die Mannschaft, dass sie das tat, was man in Drecksspielen tun muss: Gewinnen.

 

Sie tat dies auf Grund einer Aktion des eingewechselten Alexander Esswein, der das tat, was zuvor 75 Minuten lang zu selten probiert wurde: Die schwachen Augsburger Außenverteidiger unter Druck zu setzen. Esswein ging aggressiv in den Zweikampf mit Rechtsverteidiger Callsen-Bracker, der Ball kam zu Tomas Pekhart, der ihn wunderbar zurück in den Lauf von Alexander Esswein legte, der in den Raum gesprintet war, den er selbst durch den gewonnen Zweikampf geöffnet hatte. Der Neuzugang aus Dresden zog nach innen, narrte mit einer einfachen Körpertäuschung den Augsburger Innenverteidiger Sankoh und setzte den Ball in die Maschen.

 

Die Aktion zeigte in vielerlei Hinsicht, wie viel mit zügigerem, temporeicherem Spiel möglich gewesen wäre, wie man die Ballverluste der Augsburger bei schnellerem Umschalten auf Vorwärtsbewegung unter Druck hätte setzen können. Stattdessen blieb diese Aktion eine der wenigen wirklich guten und durchdachten Offensivaktionen des Glubb. Sonst tat sich das Team mit den tief stehenden Augsburgern sichtlich schwer, wusste nicht so wirklich, wie sie die Deckung der Augsburger durchdringen konnte. Es zeigte sich erneut deutlich, dass dem Spiel des FCN eine ordnende Hand fehlte.

 

Dabei zeigte der auf der für derartiges Ordnen am besten geeigneten Position eingesetzte Julian Wießmeier durchaus gute Ansätze. Immer wieder versuchte der 18-Jährige den Ball an sich zu reißen und zu verteilen. Noch aber fehlte ihm in manchen Situationen die nötige Reaktions- und Denkgeschwindigkeit für die erste Liga, so dass er beispielsweise Mitte der zweiten Halbzeit bei einer Konterchance den Ball zu spät zu Alexander Esswein abspielte. Dass er durchaus Bälle verteilen kann, hatte er kurz zuvor bewiesen, als er Timm Kloses Zuspiel geschickt auf den Flügel weiterleitete, von wo aus Timothy Chandler, der insgesamt ein wirklich gutes Spiel machte, den aufgerückten Klose mit einer Flanke mustergültig bedienen konnte.

 

Dennoch stellt sich die Frage, ob ein Kader, in dem ein 18-Jähriger mit drei Bundesligaspielen die größte Kreativhoffnung ist, nicht doch in diesem Bereich zu schwach aufgestellt ist. Natürlich muss im modernen Fußball nicht mit einer klassischen Zehn, einem alles ordnenden Spielmacher, agiert werden. Trotzdem wirkte das Spiel nach vorne nun zum wiederholten Male zu wenig dynamisch. Sicher hing dies auch damit zusammen, dass erneut die Außen im Mittelfeld mit Eigler und Hegeler besetzt waren, wodurch viel Dynamik im Spiel nach vorne verloren ging – aber natürlich auch unzweifelhaft Stabilität nach hinten gewonnen wird.

 

Stabilität nach hinten, die auch durch die Abwehrreihe ausgedrückt wird, die erneut die Einschätzung von Ex-Trainer Hans Meyer, dass der Club im Spiel gegen den Ball eine der besten Mannschaften der Liga sei, unter Beweis stellte. Selbstverständlich waren die Augsburger über weite Strecken des Spiels harmlos und hatten im ganzen Spiel nur eine gefährliche (Doppel-)Chance. Doch dies ist nicht allein auf die Unfähigkeit der Gäste, sondern auch das Spiel der Defensivakteure zurückzuführen. Allen voran die beiden Innenverteidiger entschärften ein ums andere Mal die langen Bälle nach vorne durch ihre körperliche Überlegenheit. Wenn es in Zukunft gelingt, diese Lufthoheit auch einmal im gegnerischen Strafraum einzusetzen, dann würde aus dem guten Abwehrduo ein großartiges. Doch auch ohne die Torerfolge, die auch dieses Mal, für beide Innenverteidiger möglich gewesen wären, waren die beiden über weite Strecken die auffälligsten Akteure auf dem Platz.

 

Klose, weil er sich mehrmals gefährlich in den Angriff einschaltete und so auch zu seiner Torchance kam. Wollscheid, weil er es war, der auf Grund der Spielanlage der Augsburger lange Zeit das Spiel machen musste und die Bälle zu verteilen hatte. Zusammen mit Klose spielte er fast ein Drittel aller Pässe des Glubb. Eine Interpretation dieser nackten Daten fällt schwer, weil in den 113 Pässen natürlich auch viele Quer- und Rückpässe innerhalb der eigenen Abwehrreihe enthalten sind. Dennoch wirkt es so als seien auch diese Zahlen Ausdruck des Kreativdefizits des FCN. Solange es trotz dieses Mangels, wie am Samstag, zu Siegen reicht, wird das einzige, was der Club-Fan sich wünscht, sein, ab und zu ein ästhetisch ansprechenderes Spiel zu sehen. Er wird sich aber dennoch mit dem Erreichten zufrieden geben und nur insgeheim hoffen, weniger Drecksspiele sehen zu müssen.


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