An diesem Tag einen Bericht über das Spiel im Westfalenstadion aus Nürnberger Sicht zu schreiben, ist vergleichbar mit einem Bericht von einer Hochzeit in Castrop-Rauxel am Vortag. Die Augen sind an diesem Nachmittag nicht auf dem FCN, sondern auf dem neuen Deutschen Meister, dem BVB. Im Gegensatz zum letzten Mal als Leverkusen und Dortmund sich um den Meistertitel balgten, spielte der Glubb nicht den Spielverderber, sondern war artiger Gast auf der Meisterfeier.

 

Dabei sah es eine halbe Stunde lang gar nicht so aus, als ob der Club sich in sein Schicksal als Meisterschaftssteigbügel ergeben würde. Mutig, engagiert und zielstrebig versuchten die Mannen von Dieter Hecking dreißig Minuten die spürbare Nervosität der Dortmunder auszunutzen. Richtig gefährlich waren dabei allerdings nur die Standards von Mehmet Ekici, aus dem Spiel heraus blieb der FCN wie schon in der Vorwoche gegen Mainz erschreckend ungefährlich, ja geradezu harmlos. Dies, obwohl Dieter Hecking mit Mak für Hegeler eigentlich einen offensiven Tausch im Vergleich zum Spiel am vergangenen Samstag vorgenommen hatte.

 

Es nutzte nichts, der Slowake blieb so blass wie sein Haarschnitt auffällig; zur Halbzeit ersetzte ihn der potentielle Neudortmunder Ilkay Gündogan. Viel brachte auch dieser Wechsel nicht, die Geschichte des Nachmittags war geschrieben und dem FCN war lediglich die Statistenrolle zugedacht. Es ist müßig zu spekulieren, wie dieses Spiel ausgegangen wäre, hätte Schiedsrichter Schmidt dem späteren Torschützen Barrios die mögliche Rote Karte gezeigt. Stattdessen nahm der Eintrag "Deutscher Meister 2011" seinen schicksalhaften Lauf.

 

Die Club-Abwehr war zweimal indisponiert, gewährte den Dortmundern zwei große Torchancen, diese nutzen diese aus, wie sie ein Deutscher Meister nutzen muss und das Spiel war entschieden. Auffällig war, dass – auch dies wie in der Vorwoche – Javier Pinola keine gute Figur in der Verteidigung machte. Beim ersten Tor stand der Argentinier so tief, dass Barrios bei Götzes Schuss nicht im Abseits stand. Beim zweiten Tor agierte er im Kopfballduell mit Lewandowski wie ein Maulwurf bei einem Breakdance-Wettbewerb und servierte dem Polen das 2:0 auf dem Silbertablett. Seine Auswechslung nach 71 Minuten war folgerichtig, die Frage nach den Hintergründen aber ebenso.

 

Neben dieser Frage, bleibt nur eine weitere Frage nach diesem Spieltag: Was bleibt? Es bleibt die Erkenntnis, dass es an den folgenden zwei Spieltagen für beide Teams, die auf dem Rasen standen, nur noch um die sprichwörtliche goldene Ananas geht, der BVB ist sicher Erster, der FCN fast sicher Sechster. Es bleibt auch die Erkenntnis, dass der Mannschaft noch ein Stück zur Liga-Spitze fehlt und dass ihr auch die Reife abgeht, wichtige Spiele zu gewinnen. Es bleibt aber ebenso die Freude über eine tolle Saison, die man nun in Ruhe zu Ende bringen kann. Ruhiger als im Westfalenstadion nach Abpfiff.

 

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Ok