Am Ende war es ein inzwischen wohlbekanntes Bild: Fehlentscheidung, Empörung, Lamentieren, Wut, Pfiffe. Nicht zum ersten Mal endete ein FCN-Heimspiels entscheidend vom Eindruck geprägt, benachteiligt worden zu sein. Ein Spiel wie in den 90 Minuten bis zu jenem ungeahndeten Handspiel, das die altbekannten Mechanismen in Kraft setzte, das hatten Heimspielbesucher in dieser Saison hingegen nahezu noch gar nicht gesehen; einen völlig überforderten und an der gestellten Aufgabe kläglich scheiternden 1. FC Nürnberg auch nicht. Nicht eine klare Torchance im ganzen Spiel macht deutlich wie schwach das Offensivspiel des Glubb über die gesamte Spieldauer war; wie wenig er dem Mainzer Defensivriegel entgegenzusetzen hatte. So gab es eine der spielerisch schwächsten Saisonleistungen zu sehen, bei der nahezu kein Spieler Normalform aufwies.

 

 

Geschuldet war dies zum einen einer völlig ungeahnten Flügelschwäche. Weder Timothy Chandler, dem der Ball ein ums andere Mal vom Fuß sprang, noch Javier Pinola, der phasenweise völlig von der Rolle und total entkräftet wirkte, konnten dem Spiel die nötige Breite geben. Dies wäre aber auf Grund der dichten Mainzer Deckung von Nöten gewesen, um das Spiel zu entzerren. Verstärkt wurde diese Tendenz vor allem in der ersten Halbzeit dadurch, dass Christian Eigler von seiner linken Außenbahn immer wieder nach innen zog. So blieb die linke Seite ein ums andere Mal verwaist, in der Mitte aber standen sich Eigler und Julian Schieber auf den Füßen. Das Angriffsspiel ballte sich auf der rechten Seite des FCN, Mainz massierte dort seine Deckung, der Glubb lief sich wiederholt fest. Zu keinem Zeitpunkt konnte er sich mit kreativen Ideen oder schnellem Spiel durch die Mainzer Abwehr manövrieren, weder vor noch nach dem Seitenwechsel.

Womöglich auch im Bewusstsein der Unfähigkeit der Nürnberger damit umzugehen, überließen die Gäste dem Glubb bereitwillig das Spielgerät, kamen am Ende auf weniger als 40% Ballbesitz. Nichtsdestotrotz hatte Mainz die gefährlicheren, die zwingenderen Torchancen in Form von Soto und Schürrle. In beiden Szenen hatte die FCN-Abwehr den Ball in der Vorwärtsbewegung ungeschickt verloren und die 05er zum Kontern eingeladen, beide Male war es eher der Unfähigkeit der Mainzer als dem Abwehrverhalten der Nürnberger geschuldet, dass der Ball nicht im Netz landete.  Womöglich waren aber die Mainzer auch vor dem Tor nervös wissend, dass ein Sieg das Europa-League-Rennen endgültig entscheiden würde.

Jene Nervosität, jene fehlende gedankliche Frische, jenes Erkennen der Wichtigkeit der Begegnung war den Gastgebern jedenfalls in allen Phasen des Spiels anzumerken. Wie ein Bleimantel hing die Bedeutungsschwere des Spiels den Akteuren um, lähmte das Spiel, machte sie in ihren Entscheidungen langsam, führte dazu, dass das Spiel ein ums andere Mal unnötig langsam wurde, dass Pässe unpräzise und überhastet gespielt wurden. Sollte das Spiel als Reifeprüfung angelegt gewesen sein, die Mannschaft des FCN bewies, dass jene Reife, jene Abgeklärtheit den jungen Spielern teilweise noch fehlt. Zu merken war dies an nahezu allen Akteuren, ob an Wollscheids fahrigem Spielaufbau, Ekicis unnötigen Haken oder Chandlers unsauberen Stockfehlern. Es wurde deutlich, dass den Spielern zum Teil noch die Erfahrung fehlt, um mit derartigen Drucksituationen fertig zu werden. Man muss dankbar sein, dass es momentan nicht um Existenzfragen geht, sondern man die Saison mit frühzeitiger Planungssicherheit beenden kann, selbst wenn am Ende dann doch nur Platz 7 oder 8 herausspringen sollte.

Recht viel mehr darf man nach dem Auftritt am Sonntagabend in Nürnberg jedenfalls von der Mannschaft nicht erwarten, denn rein am Spielverlauf gemessen, war es ob des Mainzer Chancenplus ein schon fast als glücklich zu bezeichnendes Remis; wäre da nicht Herrn Gräfes Sehschwäche in Sachen Mainzer Hände gewesen. Es steht außer Frage, dass sowohl der ausgebliebene Elfmeterpfiff nach Sotos Handspiel im Strafraum als auch die verwehrte Rote Karte gegen Christian Wetklo das Spiel in eine Richtung gelenkt hätten, die im Prinzip unverdient gewesen wäre. Dennoch ist der Ärger über die wiederholten Fehlentscheidungen zuungunsten des FCN verständlich, es ist ja nicht das erste Mal in dieser Saison. Es ist leider ein wohlbekanntes Bild.

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