Die ikonische Anfangssequenz von Francis Ford Coppolas Vietnamepos „Apocalypse Now“ eröffnet mit einer Montage von Hubschraubern vor brennendem Dschungel. Während im Hintergrund „This is the end“ von „The Doors“ läuft, stellt sich heraus, dass es Flashbacks der Hauptfigur sind, die durch einen Ventilator ausgelöst werden, der an Hubschrauberrotoren erinnert. Eine ähnliche Montage ließe sich unter die Szene aus der 28. Minute einspielen: Ein Ball, der lange durch die Luft segelt, ein ebenso segelnder Patrick Rakovsky, Explosionen als die beiden sich verpassen und im Hintergrund: This is the end. Das Ende aller leisen Aufstiegshoffnungen, das Ende der Saison 2014/15.

Ein Ende, das trotz des eklatanten Torwartfehlers nach einer guten halben Stunde nicht das Ende hätte sein müssen. Denn obwohl der Fehler die Frage nach der Nummer Eins neu aufwerfen wird, war er nicht das Ende aller Möglichkeiten im Spiel gegen den Aufsteiger. Mit überlegterem Offensivspiel hätte auch dieses Spiel ein erfolgreiches Ende finden können, doch die alten Probleme im Spielaufbau kamen wieder einmal zum Vorschein. Das rege Bemühen einzelner Spieler (Burgstaller, Blum) alleine war zu wenig, um Zählbares hervorzubringen.

Es zeigte sich dann eben doch, dass wenn nicht alle auf vollsten Level spielen können, ist die Mannschaft eben nicht in der Lage selbst gegen einen biederen Aufsteiger, der sich aufs geschickte Verteidigen beschränkt, bestehen zu können. Das spricht nicht für die offensiven Fähigkeiten, die am Samstag gegen eine mitspielende Mannschaft noch wesentlich besser gewirkt hatten. Da wirkte das Fehlen von Alessandro Schöpf noch wie eine Befreiung, heute dagegen schien es Ballast. Längst vergessene Stilmittel aus dunkelsten Tagen fanden wieder ihre Verwendung, unzählige lange Bälle fanden den Weg nach vorne, allerdings nicht zum eigenen Mitspieler.

Problematisch war vor allem, dass die Bälle aus der hintersten Reihe zu oft nicht zum Mann kamen, gerade Ondrej Celustka und Even Hovland spielten aus der letzten Linie oft überhastet und unpräzise nach vorne. Als der Norweger nach 55 Minuten einen langen Ball auf Club-Trainer René Weiler schlug, war es gefühlt der erste lange Ball aus der Abwehr, der einen Nürnberger fand. Petrak und Pinola versuchten es lieber damit den Ball aus der Defensive zu laufen, das gelang – gerade bei Pinola – besser, brach aber meist an der nächsten Stelle der Verwertungskette ein. Es fehlte ein schlüssiges Konzept wie der Ball an den massiert stehenden Heidenheimern vorbeigespielt werden sollte. Diese verlegten sich aufs Kontern und bekamen in Form von Rakovskys Fehler das Geschenk, das sie brauchten, um dann noch tiefer stehen zu können.

Das Spiel machte aber nicht nur die spielerischen Defizite offensichtlich, es machte auch klar, dass der Aufstieg endgültig Geschichte ist. Nicht nur wegen der verlorenen Punkte, sondern weil all die Defizite noch einmal eklatant offen gelegt wurden: Auf der Torwartposition fehlt es an einer Option, die den Strafraum dominant genug beherrscht. Die Anzahl der Gegentore nach Flanken auf den langen Posten ist inzwischen in schwindelerregende Höhen gestiegen. Vor dem Tor passiert sobald Sylvestr einen schlechten Tag hat, mehr oder weniger gar nichts mehr, vergibt der Slowake Chancen, tritt kein anderer auf den Plan. Im Mittelfeld kann Polak nicht die Ordnung geben, die man von ihm erwartet hat, dadurch fehlt es an Stabilität und an kühlem Kopf.

Diese  Defizite zeigen auch, dass der Kader – trotz positiverer Ergebnisse unter Weiler – eben nicht das Zeug dazu hat, aufzusteigen. In der sportlichen Leitung hat man hier eine eklatante Fehleinschätzung geliefert, bis zum Saisonende hat man nun Zeit die Verantwortlichkeiten für diese Fehler zu finden und zu Urteilen zu kommen. Tabus darf es bei dieser Suche nicht geben, wenn man nicht Dauergast in der zweiten Liga bleiben möchte. Dass dies dann für einige Beteiligte „This is the end“ bedeutet, lässt sich nicht vermeiden.

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