Nach dem Spiel war die Zahl, die allen Nürnberger Anhängern im Kopf oder auf den Lippen lag nicht die Drei, sondern die Fünf. Trotz drei Toren von drei Spielern, die zu drei Punkten führten ging es viel mehr um die fünf Punkte Rückstand auf den Aufstiegsrang. Einige dürften sogar die Erinnerung an den letzten Aufstieg herausgekramt haben, als man am 22. Spieltag auch 33 Punkte hatte und damit sogar 6 Zähler hinter Rang Drei lag. Doch lud das Spiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf wirklich zum Träumen ein? Geht da wirklich noch was?

Die Antwort dürfte - nach Wochen des Verneinens – inzwischen ein entschiedenes Vielleicht sein. Die Mannschaft wirkte auch in Düsseldorf so als sei die Niederlage gegen den FSV Frankfurt der heilsame Schock gewesen, den es benötigt hatte, um deutlich zu machen, wie Zweitligafußball funktioniert. Zweikämpfe annehmen, konzentriert arbeiten und nicht zu komplex Fußball spielen wollen. Das klappte auch in Düsseldorf ordentlich. Natürlich hatte man in einigen Situationen wie bei Hovlands Blackout kurz vor Schluss und Hoffers akrobatischem Pfostentreffer Glück, doch entschärfte man insgesamt viele Spielsituationen mit Ruhe und Abgeklärrtheit.

Andererseits wackelte die Abwehr wieder einmal nach einem hohen Ball von Außen. Patrick Rakovsky unterlief dabei wie z.B. auch in beiden Spielen gegen den FSV Frankfurt die Flanke und erinnerte in seiner Strafraumbeherrschung einmal mehr an seinen Vorgänger als Nummer Eins. Auch die Offensive ließ noch Potential nach oben erkennen, gerade bis zum Gegentreffer, der wie eine Initialzündung für den Club wirkte, ging nach vorne wenig zusammen. Die Fehlpassquote lag immer noch bei einem Drittel, vor allem deshalb, weil auch viele kurze Pässe schlampig gespielt wurden und daher nicht ankamen.

Doch auch die Offensive kann als Mutmacher dienen. Zum einen ist da die neu gefundene Stärke bei Standards. Mit derselben Eckenvariante, die dem 1:0 gegen Union Berlin vorausging, kam der FCN in Düsseldorf durch Danny Blum zum Erfolg, dieses Mal sogar ohne Umwege. Zum anderen zeigte sich der Angriff des FCN zum Ende des Spiels hin direkt, abschlussstark und konsequent.  Zu sehen war dies in Niclas Füllkrugs Vorlagen zum 1:1 und zum 1:3, die Ausdruck einer Bissigkeit und unbedingten Willens waren. Sie war aber auch in den direkten Abschlüssen von Niklas Stark und Sebastian Kerk zu erkennen, die den Abschluss gezielt suchten.

Besonders viel Mut dürfte aber machen, dass man nach auf den Tag genau einem Jahr wieder ein Spiel nach einem Rückstand gewinnen konnte. Man kann, so man will, dies als Zeichen eines Reifungsprozesses sehen, den die Mannschaft seit der Amtsübernahme von René Weiler durchlaufen hat. Brach man unter Valerien Ismael noch zusammen, sobald ein Gegentor fiel und schaffte genau zwei Punkte nach Rückstand und das bei neunmaligem Rückstand. Unter Weiler geriet man in Düsseldorf erst zum dritten Mal in Rückstand und nahm zum ersten Mal Punkte mit, deren aber gleich drei.

Der Lauf, der den FCN in der inoffiziellen Weiler-Tabelle nun auf Platz Eins gespült hat, bedeutet keinen Automatismus, dass aus der Frage „Geht da noch was?“ ein sicheres „Da geht noch was“ wird. Dafür ist der Abstand von fünf Punkten immer noch groß, dafür ist auch die Mannschaft noch nicht sattelfest genug.  Selbst wenn die Schritte in die richtige Richtung weisen, wird auch unter Weiler eine Schwächephase kommen, eine Schwächephase, die dann am Ende zur Erkenntnis führen dürfte: „Da geht nix mehr“. 

 

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